Wenn ich an das Meer denke, sehe ich nicht überfüllte Strände und endlose Reihen Sonnenbadender vor mir, sondern an das Meer hier im Norden. Meistens weht ein frischer Wind und ich habe selten schönere Wolkenformationen am Himmel gesehen als hier. Es hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Der Blick auf die Weite des Horizonts weckt ein Gefühl der Demut. Wie oft nehmen wir uns so wichtig. Hier im Angesicht des Meeres spüre ich, dass es Größeres gibt, von dem wir ein Teil sind.

Am Meer kann ich auftanken und Abstand gewinnen zu dem, was mich belastet oder stresst. Das gleichmäßige Schlagen der Wellen wirkt beruhigend. Der Sand unter meinen Füßen, mal weich, mal fest, verlangsamt meine Schritte und lässt mich einen guten Rhythmus finden. Wenn die Sonne scheint, strahlen Meer und Himmel im schönsten Blau. Die Farben sind so klar und leuchtend, dass kein Raum mehr ist für diffuses Unbehagen und Grübeleien in Dauerschleife. Meine Gedanken klären sich, ich nehme die Kraft des Meeres auf und spüre Zuversicht in mir.

Im Herbst und Winter, wenn es rauer zugeht, der Wind alles auf seine Standfestigkeit prüft und das Meer aufgewühlt und dunkelgrün mit Schaumkronen gegen die Buhnen rollt, dann lehrt es mich, dass es nicht immer leicht sein kann und dass es manchmal Widerstandskraft und Durchhaltevermögen braucht. Ich lasse mich durchpusten, meine Gedanken fliegen förmlich davon. Hier ist jetzt nicht der Raum zum Nachdenken und Strukturieren. Es gilt nur, das richtige Gegengewicht zu finden und der Kraft des Windes zu trotzen.  Es tut gut, sich den Kräften der Natur auszusetzen und mich selbst dabei zu spüren.  Wenn ich nach einem solchen Spaziergang zurückkomme, fühle ich mich gestärkt und neu geerdet.

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